Erinnern Sie sich noch? Ein paar Jahre ist es her, da wurde der Kunststoffzusatz Bisphenol A – einer der Weichmacher, ohne die Plastik nicht das wäre, was es ist – als den Hormonhaushalt verändernd gebrandmarkt. Nach kurzem Stutzen nahm die Pharma- und Lebensmittelindustrie den Ball dankbar an. Ein gigantisches Medienspektakel wurde veranstaltet. Gutachten hier und Gegengutachten da.
Schließlich (wie großherzig) wird der chemische Zusatzstoff (zumindest teilweise) verboten – die Unternehmen postulieren, sie würden ihn nicht mehr verwenden. Ein toller Werbegag. Frei von Bisphenol A.
Was tun, wenn man das zur Herstellung einer Unmenge an Kunststoffartikeln essentiell notwendige Hormongift Bisphenol A nicht mehr verwenden darf?
Wir kennen die Geschichte aus einem anderen Zusammenhang in Sachen pharmazeutisch-chemischer Produktion. Die synthetischen Drogen. Die Chemie – das ist ihr Sinn und Zweck – ist in der Lage, nahezu jede Molekularkonstruktion nachzuvollziehen, künstlich herstellen und auch zu verändern. So kann man künstliches „Kokain“, Speed, sogar heroinähnlich wirkende Drogen in unheimlicher Konzentration und Wirkung produzieren.
Die in einer wirklich besorgniserregenden Art und Weise hochwirksamen und genauso heftig zur Abhängigkeit führenden Narkotika sind unter dem Namen „Badesalz“ – auch künstliches Cannabis gibt es als „Spice“ – frei im Internet zu bestellen.
Natürlich sind die Behörden zur Bekämpfung illegaler Drogen hinter den Herstellern dieser Artikel her. Die Liste der verbotenen Betäubungsmittel enthält auch die chemischen Formeln einer Vielzahl von synthetischen Drogen. Doch genauso wenig auf den Kopf gefallen wie die chemische Industrie im großen Maßstab, sind die kleineren Unternehmen, welche die chemischen Betäubungsmittel herstellen.
Sie verändern sehr einfach die molekulare Zusammensetzung um ein ganz kleines bisschen – und schon haben sie eine neue, sehr ähnlich wirkende, trotzdem in ihrer Wirkung mehr oder weniger unbekannte Droge, die nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt.
Den Konsumenten mit dem Hormongift Bisphenol A hinters Licht geführt?
Mit seiner Entdeckung in den 1950er stellt BPA das unerlässliche Rückgrat nahezu aller transparenten und formstabilen Kunststoffe aus Polycarbonat. Dem chemischen Zusatzstoff , der als Weichmacher wirkt, – es ist bewiesen, dass die Chemikalie in Lebensmittel hinein diffundiert – wird, in neuester wissenschaftlicher Forschung bestätigt, nachgesagt, eine Unmenge von ausgesprochen negativ belegten Einwirkungen auf den gesundheitlichen Status von Mensch und Tier zu zeigen.
Dazu gehören niedriges Gewicht bei der Geburt, verminderte Fruchtbarkeit sowie abnorme Entwicklung der Genitalien, eine von der Norm abweichende Entwicklung des generellen Verhaltens, Erkrankungen des Herzens, Fettleibigkeit, auch Diabetes.
Das Hormongift Bisphenol A einfach gegen den Weichmacher Bisphenol S ausgetauscht?
Ein BPA-Molekül zeigt sich als zwei Phenolgruppen, die sind mit einer Kohlenstoffgruppe verbunden. Bei einem BPS-Molekül dagegen sind die zwei Phenolgruppen als Ersatz einfach durch eine Sulfongruppe (SO2) zusammengeklebt. Den Weichmacher, das Hormongift Bisphenol S, hat man schon im Jahre 1869 erstmals industriell hergestellt, hier noch als Farbstoff.
Es ist geraume Zeit her, da kam der Konsument erstmals in direkten Hautkontakt mit dem Gift– nämlich vom Jahre 2006 an durch Kassenbons – die tatsächliche Toxizität des Bisphenol S – dem stillschweigend eingführten Ersatzstoff für das bewiesenermaßen hochgiftige Bisphenol A – wurde seitdem nur in wenigen Studien erforscht. „Die wichtigste Frage, auf die wir bisher keine Antwort haben, lautet: ‚Ist BPS genau so giftig wie BPA?'“, stellt der Endokrinologe René Habert von der Université Paris Diderot fest.
Was wissen wir über Bisphenol S? Auch ein Hormongift?
„Die nahezu identische Struktur von BPA lässt darauf schließen, dass auch BPS wie ein Östrogen wirkt.“
so die Meinung von Professor Cheryl Watson an der medizinischen Fakultät der University of Texas in Galveston. Wenn wir uns natürliche Östrogene ansehen, wie sie in der Natur vorkommen, erkennen wir, dass sie aus kleinen Molekülen bestehen, in denen es mehrere Phenolringe gibt. Diese Phenolringe haben einen chemischen Anker, der verhilft ihnen dazu, an die Bindungstaschen der Östrogenrezeptoren im Körper von Lebewesen anzudocken.
“BPA und BPS sind in etwa gleich groß und besitzen ebenfalls Phenolringe mit ähnlichen Anhängseln, so dass sie womöglich wie ein Schlüssel in die Östrogenrezeptoren passen.”
erklärt die Biochemikerin Cheryl Watson.
Was – laut wissenschaftlichen Studien – bewirkt das Hormongift Biphenol S?
Die Wissenschaftlerin Cheryl Watson, zusammen mit ihrem Kollegen Rene Viñas, untersuchte für die US Food and Drug Administration eine Vielzahl von kultivierten Hypophysezellen, die sie einer Ratte entnahm, auf die Reaktion mit Biphenol S (BPS). Diese Hypophysezellen der Ratte haben die hervorragende Eigenschaft, besonders empfindlich auf Östrogene und Östrogenimitate zu reagieren. Das befähigt die Wissenschaftler, selbst BPS Partikel in einer Konzentration von 10-15 Mol je Liter zu testen.
Bisphenol S – Ein Hormongift das den Zelltod beschleunigt?
Und auch in solch extrem geringen Mengen, mussten die Wissenschaftler bestürzt feststellen, wurde durch das Bisphenol S eine Enzymkaskade ausgelöst. Eine solche Enzymkettenreaktion wird herkömmlicherweise mittels des Östrogens Östradiol aktiviert. Nun beobachteten die beiden Naturwissenschaftler denselben, identischen Effekt mit dem Weichmacher BPS.
Bei der folgenden Simulierung des natürlichen Hormonspiegels eines weiblichen Lebewesens, einer Frau, – man fügte – um einen echten Östradiolspiegel zu simulieren – diverse natürliche Hormone zu der Mischung, stellten die Forscher fest: Bisphenol S reizt den Signalweg in übermäßig aggressiver Weise – lähmt ihn dadurch – führt zum unweigerlichen Tod der Zelle.
Das sind doch lediglich die Studien zweier Forscher zum Hormongift Bisphenol S?
Dem ist leider keineswegs so. Andere Wissenschaftler renommierter Institute, Forschergruppen, bewiesen simultane Effekte. Das Institute for Health and Consumer Protection in Ispra in Italien – finanziert von der Europäischen Kommission – beschäftigte sich ebenfalls mit den beiden Weichmachern Bisphenol A und Bisphenol S – im Zusammenhang mit einer für Östrogen sensitiven humanoiden Zelllinie.
Das Hormongift Bisphenol S führt zum Zelltod?
Die Umweltforscherin Susanne Brenner mit ihrem Team stellte in ihrer Studie fest, dass beide Stoffe, Bisphenol A und Bisphenol S, dasselbe Verhalten wie natürliche Östrogene aufwiesen, lediglich in der Wirkung sei das künstliche „Östradiol“ um das 100 000 -fache verstärkt.
Zebrafische etwa, die man in Wasser beließ, welches mit einer Konzentration von 0,5 Mikrogramm Bisphenol S auf jeweils einen Liter der Flüssigkeit versetzt war, (im Vergleich ist das ungefähr 1/6 der bisher als Höchststand in der Natur gemessenen Konzentration von Bisphenolen im Wasser) zeigten deutlich höhere Verhältnisse von Östrogen zu Testosteron, also einen ungewöhnlich hohen Östrogenanteil, der zur Rückbildung der Zeugungsfähigkeit führt, auch wesentlich mehr missgebildete Nachkommen, weniger Eier, als die Vergleichstiere.
Sind wir denn in Kontakt mit diesen Bisphenol Hormongiften?
Das Hormongift Bisphenol findet sich nahezu überall. Die Analysechemiker des New York State Department of Health, sesshaft im amerikanischen Albany, genauer der Forscher Kurunthachalam Kannan mit seinen Kollegen, fanden Bisphenole in Bordkarten, Fluggepäckanhängern und Kassenzetteln, – die sind aus Thermopapier gefertigt, und das enthält Bisphenole als Farbentwickler. Weiter entdeckten die Wissenschaftler das toxische, chemische Produkt in Recyclingpapier, auch in Pizzakartons, anderen Lebensmittelbehältern.
Was ist mit dem Hormongift Bisphenol S in Schutzmasken während der Coronakrise?
„Mit seiner Entdeckung in den 1950er stellt BPA das unerlässliche Rückgrat nahezu aller transparenten und formstabilen Kunststoffe aus Polycarbonat.“
„Den Weichmacher, das Hormongift Bisphenol S, hat man schon im Jahre 1869 erstmals industriell hergestellt, hier noch als Farbstoff.“
Die ersten Produkte, die damals aus Bisphenolen hergestellt wurden, waren Farben. Das hat sich bis heute nicht wirklich großartig verändert. Auch Masken, Stoffmasken, Einwegmasken, wie sie von der Regierung so dringlich empfohlen werden, sind gefärbt.
Werden wir die dringende Warnung hören?
Kurunthachalam Kannan und seine Kollegen warnen, dass selbst geringe Dosen dieser östrogenähnlichen Substanzen schon Schwierigkeiten verursachen:
„Sie sind bereits in winzigen Mengen wirksam. Das ist ein Problem. Wenn sich auch nur wenig herauslöst, kann das bereits reichen, um eine Wirkung zu erzielen.“
Fazit
Die Weichmacher, allen voran Hormongifte wie Bisphenol A und Bisphenol S – sind das unbestreitbare Rückgrat der chemischen Industrie. Sie sind allgegenwärtig, auch wenn das von den großen Pharma- und Chemiekonzernen gerne vernebelt und unter den Tisch gekehrt wird. Über die tatsächlichen, unmittelbaren Gefahren bei Hautkontakt – wie es auch bei den unsinnigerweise verordneten Schutzmasken in der Coronakrise der Fall ist – wird, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Konsumenten, nur um des Profit willens, geflissentlich geschwiegen.
Bisphenole
Bisphenole sind eine Gruppe von chemischen Verbindungen, die zwei (deshalb „bi“ bzw. „bis“) Hydroxyphenyl-Gruppen („Phenol“) tragen. Bisphenol ist damit ein Trivialname. Die darauf folgenden Buchstaben beziehen sich meistens auf eines der Edukte. Umgangssprachlich wird der bekannteste Vertreter dieser Gruppe Bisphenol A einfach auch „Bisphenol“ genannt.
Bisphenole werden durch Reaktion von Phenolen mit Carbonylverbindungen erhalten. Bisphenol A entsteht durch Reaktion von Phenol mit Aceton (Daher das „A“ in Bisphenol A). Es handelt sich um eine reguläre elektrophile aromatische Substitution. Der elektrophile Angriff des Formaldehyds führt dabei zunächst zum σ-Komplex.