Greenpeace schlägt Alarm: Große Modelabels produzieren giftige NPE-Textilien

Textilgift

Chemische Rückstände in nahezu allen Stoffen?

„Modemarken missbrauchen weltweit Flüsse als private Abwasserkanäle und verschmutzen so das Trinkwasser von Millionen Menschen“

ist die klare Aussage von Christiane Huxdorff, Chemie-Expertin von Greenpeace. Die Umweltorganisation hatte in einer Studie Kleidungsstücke, Jeans, T-Shirts, Unterwäsche, Kleider, aus 29 Ländern untersucht. Die Artikel stammten von 20 der bekanntesten Modelabel. 141 Kleidungsstücke insgesamt nahm Greenpeace unter die Lupe. Was man herausfand, vielmehr erneut belegte, lässt keine Begeisterung aufkommen.

Industrie Wash
Industry Wash

Alleine die Masse der Kleidung macht’s?

Eine Million abgelegter Kleidungsstücke , wahrscheinlich wesentlich mehr, landen direkt auf dem Müll. Der Verbraucher sollte sich tatsächlich fragen, ob es sinnvoll ist, schon wieder einen neuen Pulli, ein neues Shirt zu kaufen. 80 Milliarden Stück an Kleidung wirft die Industrie jährlich auf den Globus. Die enorm hohe Konzentration an Chemikalien, die bei jedem Waschen dieser Produkte anfällt, generiert eine erdumspannende Verteilung der Chemikalien.

Was kam raus, bei der Greenpeace Untersuchung?

Von den 141 Kleiderstücken zeigten sich 89 mit gefährlichen Konzentrationen von Nonylphenolethoxylaten (NPE) kontaminiert. Diese Chemikalie findet sich als Rückstand von diversen Chemikalien, die als Waschmittel während der Produktion fortlaufend angewendet werden. Vier der von Greenpeace-Wissenschaftler untersuchten Kleidungsstücke zeigten stark gesundheitsgefährdende Phthalate auf, zwei erwiesen sich als mit krebserregenden Aminen belastet.

Noplastique
Noplastique

Was ist dieses Industriewaschmittel NPE?

NPE wird abgebaut zu Nonylphenol (NP).
„und“,
so stellt Christiane Huxdorff fest
„Rückstände von NPE haben wir bei allen Marken gefunden. Das zeigt uns, dass die Chemikalie in der Produktion flächendeckend eingesetzt wird.“

Nun existiert ein bekannt großes Problem, mit diesem NPE. Denn es wird schnell zu Nonylphenol (NP) umgewandelt. Das ist nun eine Chemikalie, die hormonell ausgesprochen wirksam ist, für Organismen, die im Wasser leben, gar tödlich. Die Wasserrahmenrechtslinie der Europäischen Union stuft diese Molekularverbindung als „prioritär gefährlichen Stoff“ ein. Ebenso wirken die in den Kleidungsstücken nachgewiesenen Phthalate auf den Hormonhaushalt ein, man hat nachgewiesen, dass sie zur Unfruchtbarkeit führen. Sie sind auch in Kunststoffaufdrucken enthalten.

Plastikmaskenverbot
Plastikmaskenverbot

Was ist mit Farben in der Kleidung, auch in Masken?

In der Industrie verwendet man gewohnheitsmäßig Azofarbstoffe, welche durch die Einwirkung von Enzymen (wie sie auch im Speichel zu finden sind) in die oben genannten, bei der Untersuchung der Kleiderstücke gefundenen, krebserregenden Amine, ihre Ausgangsverbindungen, aufgespalten werden. Diese chemische Struktur löst auch pseudoallergische Reaktionen an den Atemwegen und der Hautoberfläche aus.

Plastikbewusstsein
Plastikbewusstsein

Was sind per- und polyfluorierte Chemikalien?

Per- und polyfluorierte Chemikalien werden zur Imprägnierung von Kleidungsstücken und Stoffbahnen benützt. Sie werden als hoch toxisch eingeschätzt, sind von außerordentlicher Beständigkeit. Gefunden hat man diese PFC’s, mit wissenschaftlichem Namen heißen sie „Perfluorierte Tenside nicht lediglich in humanoiden Gewebe, Stuhl und Blut, sondern ebenso – (Nachdenken!) im Eis von Antarktis und Arktis.

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen sind organische Verbindungen, bei denen an mindestens einem Kohlenstoffatom die Wasserstoffatome am Kohlenstoffgerüst vollständig durch Fluoratome ersetzt worden sind. Als Abkürzung wird üblicherweise PFAS (von englisch per- and polyfluoroalkyl substances) verwendet. Laut OECD gibt es mindestens 4730 verschiedene PFAS. Über 1400 PFAS konnten mehr als 200 unterschiedlichen Anwendungen zugeordnet werden.

Historisch wurde die Bezeichnung Perfluoriertem Tenside (engl. Fluorosurfactants, fluorinated surfactant oder perfluorinated alkylated substance) und die Abkürzung PFT genutzt, welche allerdings primär Perfluorsulfonsäuren und Perfluorcarbonsäuren mit den beiden Leitsubstanzen Perfluoroctansulfonat (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA) umfassten. Ebenfalls nur noch wenig gebräuchlich ist die Abkürzung PFC, die für „per- und polyfluorierte Chemikalien“ steht.

PFAS haben keine natürliche Quelle. Sie werden industriell hergestellt und in einer Vielzahl von Produkten verwendet. Viele PFAS reichern sich in der Umwelt sowie im menschlichen und tierischen Gewebe an. Einige PFAS stehen im Verdacht krebserregend zu sein. Die jährlichen gesundheitsbezogenen Gesamtkosten im Zusammenhang mit der Exposition des Menschen gegenüber PFASs beliefen sich in den Ländern des EWR auf mindestens 52 bis 84 Milliarden Euro.
Die jährlichen Gesamtkosten für Umweltscreening, Überwachung bei Kontamination, Wasseraufbereitung, Bodensanierung und Gesundheitsbewertung belaufen sich im EWR plus der Schweiz auf 821 Millionen bis 170 Milliarden Euro.

Nanopartikel in Masken
Nanopartikel in Masken

Fazit

Nicht nur, dass die Einfuhr von Textilien ganz generell nur einer mangelhaften Überwachung unterliegt – die Corona Krise hat nochmals alles verändert. Zahlreiche Unternehmen sind als „Quereinsteiger“ sozusagen auf dem „zweiten Bildungsweg“ in die äußerst gewinnträchtige Maskenproduktion eingestiegen. Großartige Überprüfungen der Produktionsanlagen finden nicht statt. Die hehren Versprechungen der Marken C&A, Nike, Adidas, H&M, Puma, Marks & Spencer, bis 2020 auf ganze 11 Gruppen von Chemikalien zu verzichten, wurde bis heute nicht hinterfragt.